Darum geht es:
Verschwörungstheorien stellen kein neues Phänomen dar, aktuell haben diese jedoch verstärkten Zulauf bzw. eine erhöhte Reichweite. Hochkonjunktur haben Verschwörungstheorien besonders in Krisenzeiten, da sie nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip eine Vereinfachung von Komplexität und damit schnelle Lösungen anbieten. Die Corona-Pandemie hat Verschwörungstheorien den Weg in die Mitte der Gesellschaft geebnet. Zum Teil antidemokratische Erzählungen werden auf Protestveranstaltungen verbreitet und fordern den gesellschaftlichen Zusammenhalt heraus.
In diesem Webinar wird das Phänomen in umfassender Weise analysiert und praktische Fragen der Teilnehmer beantwortet. U.a. folgende Fragen wollen wir zusammen mit unseren Experten diskutieren: Welches Ziel verfolgen Verschwörungs-theoretiker? Welche Erzählmuster sind typisch? Welche Voraussetzungen müssen Erzähler und Zuhörer erfüllen, damit Verschwörungstheorien glaubhaft erscheinen bzw. angenommen und weitergetragen werden? Welche Rolle spielen social networks und andere digitale Medien mit Blick auf Zugang und Virulenz? Wie können digitale Medien präventiv genutzt werden? Kann man mit Verschwörungstheoretikern diskutieren? Wie kann man auf Vertrauenspersonen im privaten oder öffentlichen Umfeld reagieren, die Verschwörungstheorien anhängen und verbreiten?
Unsere Expertinnen und Experten:
Prof. Dr. Ulrike Klinger ist Kommunikationswissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin. Sie forscht u. a. zu den Schwerpunkten: Digitale Kommunikation, Social Media, politische Kommunikation, gesellschaftliche und politische Aspekte von Algorithmen,Social Bots. Gegenwärtig leitet sie am Weizenbaum Institut für die Vernetzte Gesellschaft die Forschungsgruppe „Nachrichten, Kampagnen und die Rationalität öffentlicher Diskurse".
Prof. Dr. Michael Butter ist Amerikanist an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. 2018 veröffentlichte er mit seinem Band „Nichts ist, wie es scheint“ ein Standardwerk zum Thema Verschwörungstheorien und hat darüber hinaus u. a. die Forschungsschwerpunkte Amerikanische Literatur und Kultur, Film und Fernsehen sowie amerikanische Kultur nach 9/11. Zur Zeit leitet er u. a. ein Forschungsprojekt mit dem Titel “Populism and Conspiracy Theory (PACT)”, das die Verbindungen von Populismus und Verschwörungstheorie in einem Vergleich verschiedener Länder untersucht.
Prof. Dr. Roland Imhoff ist Sozial- und Rechtspsychologe an der Universität Mainz. Er veröffentlichte bereits 2006 ein Buch mit dem Titel „Attraktivität von Minderheitenmeinungen“, eine Frage, die uns heute sicherlich noch beschäftigen wird. Professor Imhoff hat u. a. die Forschungsschwerpunkte Verschwörungsmentalität, Vorurteile, Stigmatisierung und Labelling-Effekte, Repräsentationen von Geschichte und Intergruppenbeziehungen.
Ingrid Brodnig: Die österreichische Publizistin beschäftigt sich mit digitaler Debattenkultur, Anonymität und Mobbing im Internet, betreibt die Website Brodnigs Blog, ist „Digitale Botschafterin“ der österreichischen Bundesregierung und ist Unterstützerin der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union. U. a. geht sie der Frage nach, wie im digitalen Raum mit Verschwörungstheorien, Fake News und anderen Formen der Desinformation umzugehen ist.
Hartmut Gutsche: Der Lateinamerikawissenschaftler leitet seit 2008 das „Regionalzentrum für demokratische Kultur“ in Stralsund, eine Einrichtung der Evangelischen Akademie der Nordkirche. Als Systemischer Berater unterstützt er Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und staatlichen Institutionen. In dieser Funktion ist Herr Gutsche regelmäßig mit Verschwörungstheorien in extremistischen Zusammenhängen konfrontiert, und kann uns vor allem aus der Praxis Hinweise zur Relevanz und zum Umgang damit geben.
Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie <link file:421 download file>hier.